Als wir in Varanasi ankamen, schien es eine normale Stadt zu sein, laut, dreckig, stinkend, arm und vor allem eng.
Wir haben allein eine halbe Stunde gebraucht, um aus dem Bahnhof zu kommen, so voll war es mit Menschen. Wir nahmen eine Rikscha zu den Ghats, was wir schnell bereuten, da die Strassen so voll gestopft waren, dass wir zu Fuss schneller gewesen waeren. Es war sehr muehsam, ein guenstiges Hotel zu finden fuer 6 Personen ohne Schlepper, da sie uns auf Schritt und Tritt folgten.
Die Ghats = Flussufer: Hier spielt das Leben verrueckt. So viele Eindruecke.
Pilger, die allein oder mit Familie ein “reinigendes” Bad im heiligen Ganges nehmen. Brahmanen, die in weisse Tuecher gehuellt ihre jahrtausend alten Zeremonien abhalten.
Wir gehen vorbei an den ersten brennenden Scheiterhaufen am burning ghat.
Hier werden 250 – 500 Hindus taeglich verbrannt, damit sie ihrem Gauben nach wieder geboren werden. Allerdings, erzaehlt man uns, duerfen sie vor der Verbrennung hoechsten 3 h tot sein, deshalb kommen viele zum Sterben nach Varanasi.
Die Leichen werden mit lauten Rufen zum Ghat getragen, dort im heiligen Ganges gewaschen und dann auf den Scheiterhaufen gelegt, wo meist der Sohn sie mit Schilf anzuendet.
Frauen bleiben zu Hause. Sadhus, Kinder, Schwangere, Unfalltote und Lebrakranke werden ohne verbrannt zu werden ins Wasser gelassen und dabei kann jeder zusehen. Der Tot ist hier kein Tabuthema wie in Europa, er gehoert zum Leben dazu. Diese Bilder werden wohl immer in unserer Erinnerung bleiben.
In unmittelbarer Naehe wird gebadet und die Frauen waschen ihre Kleider.
Proben ergaben, dass der Fluss 1,5 Millionen faekal coliforme Bakterien pro 100 ml enthaelt.
Gewaesser, in denen es ungefaehrlich ist zu baden, duerfen nicht mehr als 500 dieser Bakterien pro 100 ml beinhalten,
das heisst er ist im hoechstem Grade verseucht.
Uns wurde sogar erzaehlt, dass arme Kinder in der Naehe der Verbrennungen nach Goldzaehnen tauchen.
In der Altstadt fuehlt man sich um Jahrhunderte zurueck versetzt. Durch enge Gassen zirkulieren Menschen, Kuehe, Karren, Hunde, Affen, hupende Mopeds und alles was sonst noch Beine hat.
Mauern und Treppen werden als Klo benutzt. Die Scheisse von Hunden, Kuehen und Affen bleibt am Schuh haften, vor allem an Ellis und an einem noch freien Strasseneck wird bebettelt und Tabakspucke abgelassen, die wie Blut aussieht.
Viele Sadhus sind zu sehen, die ihr weltliches Leben aufgegeben haben.
Zufaellig fand dann auch noch das Ramalila Festival statt zu Ehren Shivas. Das bedeutet 24 h Ausnahmezustand.
Musikanlagen, Gesaenge, Musik und Glockenlaeuten ueber dem Punkt des Ertraeglichen.
Nach Sonnenuntergang finden an den Ghats und in den unzaehligen Tempeln Punjas statt.
Es ist eine Welt fuer sich.
Wir hatten wirklich schoene Tage in Varanasi, keine erholsamen, aber Tage, in denen wir weitere Geschichten erfahren und viele neue Momente erlebt haben, die uns schockiert, ueberrascht und erfreut haben.
Zuguterletzt mussten wir noch am Bahnhof uebernachten, zwischen Kuehen, massenhaft Menschen und Lautsprecherdurchsagen, bei denen wir nur Bahnhof verstanden.
Denn unser Zug kam sage und schreibe 14 h verspaetet an.
Im Zug hatten wir dann wirklich noch eine “ungewoehnliche” Begegnung, obwohl wir nun schon so einiges gewohnt sind, hat uns das doch schockiert:
Christoph war gerade dabei sein letztes Samosa fuer den Tag zu essen, als ploetzlich ein offensichtlich betrunkener Mann, der im Gesicht und ja tatsaechlich von Kopf bis Fuss in Scheisse getraenkt war den Zug bestieg und leider sehr anhaenglich war. Er setzte sich zu jedem Mal hin. Ja, und Chrissi wollte er auch noch umarmen, denn wir sehen ja irgendwie anders aus als die ganzen Inder. Ein paar Mutige haben ihn dann im Klo eingesperrt bis zum naechsten Halt.
Nach einer 2 taegigen Reise sind wir dann in Darjeeling angekommen. Das liegt in 2100 Meter Hoehe und ist dem Himalaya zum Greifen nah.
Hier finden wir ein anderes Indien vor, ein eher westlich orientiertes Indien. Hier wimmelt es nur so von indischen Touristen, die zu den wenigen Reichen gehoeren. Dadurch geht hier leider ein bisschen das indische feeling verloren.
Aber trotzdem ist es ein wunderschoenes Dorf, mitten an einem Berg angesiedelt, und die Menschen sind alle auch sehr lebensfroh und freundlich.
Zu Beginn hatten wir sehr schlechtes Wetter, aber nach ein paar Tagen sahen wir dann die grossen Berge!
Wir mussten echt 2 mal hinschauen, um uns zu vergewissern, dass es sich nicht um Wolken handelt so weit oben im Himmel sind die.
Ganz in der Naehe ragt der Khangchendzonga 8598m in die Hoehe. Tatsaechlich der dritthoechste Berg der Welt.
Bei unserem Ausflug zum Tiger Hill sahen wir dann wirklich die Kuppe des MOUNT EVEREST und 2 weitere Achttausender, naemlich den Lhotse und den Makalu, es war ein unglaubliches Gefuehl diese hohen, gigantischen Berge zu sehen. Und bald ist es soweit und wir sehen den hoechsten Berg der Welt und seine Nachbarn von ganz nah.
Eine Fahrt mit dem beruehmten Toy Train liessen wir uns natuerlich nicht entgehen. Dieser wird noch mit Kohle angetrieben.
Indien war super aufregend fuer uns, wir koennten noch weiter durch Indien reisen, gaebe es da nicht noch andere Laender, die wir entdecken wollen. Eins ist gewiss, die naechste Indienreise ist nicht fern. Indien hat uns gezeigt, dass man nicht viel braucht, um gluecklich zu sein.
Das war unsere Reiseroute durch Nordindien