So nah an Europa und doch so weit weg. Nach ausgedehnten Reisen in Asien und einem mehrwöchigen Abstecher auf den Balkan in diesem Sommer, haben wir erste Erfahrungen in einem arabischen Land gesammelt. Um es vorweg zu nehmen. Es waren viele gute Eindrücke. Während auf den heimischen Bildschirmen wütende Moslems gezeigt wurden, die Botschaften in Brand setzen und ihren Hass auf die westliche Welt in die Kameras schreien, erleben wir Gastfreundschaft, Toleranz und Aufgeschlossenheit uns Fremden gegenübe.
Tanger ist unsere erste Station, nachdem wir mit der Fähre nach Afrika übergesetzt haben. Es ist laut und hektisch, die Straßen sind lebendig. Wir brauchen eine Weile, um uns an Marokko zu gewöhnen, an das Arabische, das uns am Anfang noch total fremd war. Überall wird man Zeuge davon, dass der Islam der größte Lebensinhalt ist. Nur wenigen Frauen begegnet man in der Öffentlichkeit, und wenn, dann tragen sie Kopftuch oder Burka. Wir fahren in ein Dorf, Chefchaoen im Riffgebirge. Da die Häuser in der Medina (Altstadt) blau getüncht sind, ist sie besonders schön anzuschauen. Ringsum werden 42% des weltweiten Haschischhandels angebaut. Die Plantagen sind in den Bergen versteckt. Natürlich machen wir uns auf, um eine solche mit einem Einheimischen zu erkunden. Vor Ort zeigt man uns, wie aus den Cannabispflanzen reines Haschisch wird. Zudem gab es ausgiebige Kostproben =)
Weiter südlich liegt Fes, eine Millionenstadt. Die Medina hat uns einfach umgehauen, nirgendwo geht man so schnell verloren wie hier. Es ist ein irre großes Labyrinth, in dem es unmöglich ist, den Überblick zu behalten, also lassen wir uns einfach in dem Gassengewirr treiben. Überall gibt es aufregende Sachen zu entdecken. Versteckte Märkte (Suks), Kupferschmieden, Gerbereien und so weiter. Da die Straßen für Autos zu schmal sind, werden Esel für den Gütertransport benutzt. Teilweise sind die Gassen so eng, dass nicht mal 2 Personen ungehindert aneinander vorbei gehen können.
Bevor wir 12 Stunden in die Wüste fahren, schauen wir uns einen Tag lang Meknes an, die Nachbarstadt von Fes.
Merzouga liegt direkt vor gewaltigen Dünen. Wir sind in der Wüste gelandet. Tagsüber ist es unerträglich heiß, in den Abendstunden jedoch, wenn man durch die Dünen spazieren kann und es abkühlt, ist es ein tolles Erlebnis. Auf einem Dromedar reiten wir in ein Wüstencamp, in dem wir übernachten. Am Abend sehen wir einen fantastischen Sternenhimmel. Die Nacht ist klar, der Himmel glitzert über uns. Genau so schön ist unser Wüstenspaziergang am nächsten Tag. Wir laufen auf eine 160 Meter hohe Düne und sehen uns den Sonnenuntergang an.
Natürlich müssen wir auch in die Berge des Hohen Atlas. Von Imlil (1740 m) aus besteige ich in einem Zwei-Tages-Trek den Jebel Toubkal, 4167m, hoch, den höchste Berg Nordafrikas. Der Berg ist zwar etwas überlaufen, hauptsächlich von europäischen Reisegruppen, dennoch war es eine schöne Wanderung mit einem spektakulären Blick vom Gipfel über das Atlasgebirge bis ins Flachland.
Als nächstes besuchen wir Essaouira, ein nettes Städtchen an der Atlantik Küste. Die Festungsmauer trennt das Meer von der Medina. Hier können wir sogar baden.
Früher zogen hier die Wüstenkarawanen durch, heute ist Marrakesch vor allem für seine orientalischen Märke und den Djemaa el-Fna bekannt, einen großen Platz an dem sich Geschichtenerzähler, Zauberer und Schlangenbeschwörer, Künstler und Artisten treffen und der vor allem nachts eine ungeheure Anziehungskraft besitzt, wenn die Lichter flackern und der Platz zu einem einzigen großen Märchen wird. Wir genießen die Stadt in vollen Zügen – die Farben, die Gerüche der Gewürze und engen Gassen.
Mit dem Zug fahren wir nach Casablanca. Hier treffen wir eine sehr nette junge Frau, die uns „ihre“ Stadt zeigen will. Unentgeltlich, aus reiner Gastfreundschaft. Sie führt uns zur Hassan-II-Moschee, die mit einem 210 Meter hohen Minarett auf einem Felsvorsprung über dem Meer thront und in ihrer Pracht und Größe (es ist die zweitgrößte Moschee der Welt nach Mekka und bietet 100 000 Menschen Platz) kaum zu überbieten ist. Wir sind tief beeindruckt und lernen an diesem letzten Tag auch Gegenden kennen, die nicht im Reiseführer stehen – Dank unserer netten Begleiterin.
In der Nacht fliegen wir zurück nach Deutschland.