Mit dem öffentlichen Verkehr in Richtung Chile kommen wir nur bis ins kleine Örtchen Tambo Quemado nahe der bolivianisch-chilenischen Grenze. Jetzt geht es nur per Autostop mit einem LKW weiter, die hier zahlreich unterwegs sind. Der Highway 11 ist Boliviens Zugang zum Meer und damit zum Weltmarkt. Der LKW, der uns bis zur Grenze im Nirgendwo mitnahm, hatte jedenfalls einen chinesischen Container auf der Ladefläche. Wahrscheinlich brachte er irgendein Elektroscheiß, von einem von Ausbeutung geplagten chinesischen Arbeiter produziert.
Am Grenzposten waren wir endlich im Lauca Nationalpark angekommen. Endlich konnten wir in die Wildnis stapfen, fernab der Zivilisation. Vollbepackt mit Instant Nudeln, Blasenpflaster und was man eben noch so braucht starteten wir… Doch weit kamen wir nicht. Chilenische Grenzzollbeamte hielten und auf, „Minas, Minas“. Was „Minas“? Mienen? Achso. Gezwungenermaßen folgten wir ihrer Aufforderung und liefen dann der Straße entlang, wo sich immer noch der Elektoscheiß aus China Richtung Bolivien entlangwälzt. Laut unseren Lebensrettern, oder zumindest beinrettenden Grenzbeamten, sollte bald ein Campingplatz kommen, doch es kam keiner. Also schlugen wir unser Zelt im Busch auf, in recht imposanter Szenerie, mit dem Lago Chungara und dem dahinter thronenden Vulkan Parinacota (6348m). Zum Abendessen gab es Empanadas und Instant Nudeln. Die Nacht war scheiße kalt. Das Wasser wechselte in den festen Zustand, das Ufer des Sees wurde auch zu Eis und unser Zelt ähnelte nicht nur wegen der Form, sondern auch wegen der überzogenen Eisschicht einem Iglu. Ein Eskimo musste dann auch noch früh raus, um für euch Fotos bei Sonnenaufgang zu machen. Am nächsten Tag ging das Trampen weiter, zwei ältere Franzosen, die sich ein Mietauto leisteten, nahmen uns mit ins nächste Dorf Parinacota. Das Dorf beherbergt gerade mal einen Menschen, mehr bekamen wir jedenfalls während unseres eintägigen Aufenthalts nicht zu Gesicht. Dafür gab es eine Vielzahl an Alpakas, Lamas und Vikunjas. Wir wanderten in den von Schönheit trotzendem Nationalpark. Meist auf den offiziellen Wegen. Das Zelt entfalteten wir am Rande des menschenverlassenen Dorfes. Nächster Tag. Erst zu Fuß, dann im Polizeiauto, dann im Auto eines singenden Chilenen und schließlich mal wieder mit einem öffentlichen Bus erreichten wir das 170 km entfernte Arica. Den Bus bezahlten wir mit unseren letzten Groschen, das bolivianische Kleingeld, das wir vor zwei Tagen an der Grenze umtauschten. Es reichte nicht ganz, der nette Busfahrer nahm uns trotzdem mit. Aricas spannendster Ort ist der Hafen. Hunde, Katzen, aber auch Pelikane und vor allem die monströsen Seelöwen lauern auf die Fischabfälle der Fischer. Geschlafen wird erneut im Zelt, diesmal einfach am recht schönen Sandstrand. Die Zimmer in Arica entsprechen nicht gerade unserem Geldbeutel.
Was für Rio der Zuckerhut und für Paris der Eifelturm ist, ist für Arequipa der Misti. Der formschönste Vulkan Südamerikas, ragt gleich neben der riesigen Stadt in die Höhe. Natürlich müssen wir da hoch. Okay, die Höhe ist beachtlich. Stolze 5822 Meter misst der Misti. Sonst gibt es aber keine großen technischen Schwierigkeiten. Mit etwas Vorbereitung werden wir das schon schaffen. Der Mist beim Misti ist, dass es kein Wasser gibt. Das kompletter Wasser (inkl. Kochwasser) mussten wir also mitschleppen. In unserem Fall 6 Liter pro Person. Von der Hauptstraße, wo uns der Bus rausschmiss, folgten wir erstmal 2,5 Stunden einer Schotterpiste, bis zum Fuße des Vulkans. Dann stiegen wir noch 1200 Hm hoch ins 4600m hohe Basecamp. Die Nacht war kurz, um 2:50 Uhr begann unser Marsch zum Gipfel. Unter uns das Lichtermeer von Arequipa. Außer uns waren noch drei andere unterwegs, wir überholten sie, rackerten uns ab. Mit den letzte Kräften erreichten wir gegen 8:30 Uhr den Gipfel des Misti 5822m!! Mit einer skifahrähnlichen Technik ging es dann ziemlich schnell auf dem Lavasand wieder runter. Glücklicherweise konnten wir bei den anderen drei, die auch erfolgreich waren, im Jeep bis Arequipa mitfahren.
Mit Eduardo, ein Bekannter von Elli, besuchten wir am selben Abend noch ein Fußballspiel der 1. Liga (Lima gegen Arequipa). Die Stimmung war super. Nun neigte sich unsere Reise leider dem Ende zu. Unsere letzten drei Tage verbrachten wir in Lima. Meist hielten wir uns in der lebhaften Gegend rund um die Chinatown auf. Miraflores war uns zu sauber. Wir bevorzugten eher die lebendigeren, dreckigen Stadtviertel. Das historische Zentrum war aber auch interessant.
Hier unsere Route durch Südamerika im Jahr 2015