Kein anderes Land wurde uns von anderen Reisenden so angepriesen wie der Iran. Daher war klar, dass wir früher oder später hier landen werden. Jetzt ist es also soweit, wir landen auf dem Imam Khomeini Flughafen in Teheran. Khomeini war der Führer der islamischen Revolution von 1979. Alle Bereiche der Gesellschaft wurden daraufhin von den religiösen Kräften islamisiert, bis hin zum Kopftuchzwang, auch für Touristinnen. Die bärtigen Gesichter Khomeinis und des jetzigen religiösen Führers Chameneis werden uns auf unserer Reise tagtäglich begleiten, als würden sie uns beobachten. Das Staatsoberhaupt Chamenei repräsentiert die höchste geistliche und politische Instanz des Iran und ist somit auch der Oberbefehlshaber der iranischen Streitkräfte.
Die Visumerteilung am Flughafen ist recht chaotisch, nach ca. zwei Stunden haben wir es aber im Pass. Gleich bei unserer ersten Busfahrt bekommen wir zu spüren was es heißt in einer islamischen Republik unterwegs zu sein: Beim Einsteigen sind ausschließlich Frauen zu sehen, dann eine Barriere und dahinter die Männer. Schnell huscht Christoph wieder raus und geht in das Männerabteil. Im Zug nach Yazd wird dann zum Glück nicht nach Geschlechtern getrennt. Hier lernen wir Ali und Reza kennen, die sich untereinander zwar auch erst im Zug kennengelernt haben, aber bereits den Eindruck einer länger währenden Freundschaft vermitteln. Das sei hier normal, sagen sie. Ali spricht sehr gutes Englisch, Reza ist dabei Englisch zu lernen. Intensive Gespräche mit unseren neuen Freunden vermitteln uns einen ersten Eindruck, was die jungen Köpfe des Landes umtreibt.
In Yazd am Bahnhof hilft uns dann prompt jemand zu unserem Hotel zu kommen, das wir für unser Visum im Voraus buchen mussten. Nach 36 Stunden endlich mal wieder ein Bett. Yazd ist das Zentrum der uralten Religion der Zoroastrier. Wir streifen durch die verwinkelten Gassen der Altstadt und besuchen die Sehenswürdigkeiten vor Ort. Am nächsten Tag schauen wir uns dann mit den zwei Spaniern Patricia und Luis in der Region um. Mit ihnen fahren wir auch im Bus in das 450 km entfernte Shiraz im Süden des Landes. Shiraz zählt 1,5 Mio. Einwohner. Hier lernen wir Ehsan kennen. Er folgt uns auf Schritt und Tritt, zeigt uns die Highlights seiner Stadt, wie das Mausoleum des berühmten iranischen Dichters Hafis. Die Iraner verehren ihn und sprechen seine Gedichte wie Gebete vor seinem Grabmal. Auch nach Persepolis begleitet uns der liebenswürdige aber auch etwas anstrengende Ehsan. Diese Ruinenstätte wurde 515 vor Christus von achämenidischen Herrschern erbaut und von Alexander dem Großen dann wieder zerstört. Leider hatte Ehsan bei der Berufswahl kein glückliches Händchen. Er ist offizieller Tour Guide, den wir bisschen unterstützen wollten. Unseren geringen Ansprüchen genügen seine Ausführungen über Persepolis, leider aber nicht denen von Luis und Patricia, die mitgekommen waren. Unser Highlight in Shiraz ist aber die Shah Cheragh Moschee. Wir haben Glück und dürfen einen Bereich der Moschee mit tausenden verzierten Spiegeln betreten. Nach drei Nächten in Shiraz geht die Reise mit dem Zug quer durch die endlose Pampa weiter nach Isfahan. Zug, Bus und (Shared-) Taxi fahren ist im Iran unglaublich günstig. Für die sechsstündige Zugfahrt zahlen wir nur 5 Euro. Tee, Wasser und kleine Snacks sind im Preis inbegriffen. Spät am Abend erreichen wir Isfahan, die nächste Millionenstadt. Reza, unser Couchsurfing-Gastgeber, heißt uns herzlich in seiner Wohnung willkommen: „My home is your home“. Er ist einfach super sympathisch und behandelt uns ab der ersten Minute wie Freunde. Bei Tee unterhalten wir uns noch bis spät in die Nacht. Er lehnt Religionen und die Regierung aufs schärfste ab. Wieder begegnet uns der Glaube an Menschlichkeit als „Religion“. Am Morgen schlendern wir noch alleine durch die ganze Stadt. Am Nachmittag stößt nach getaner Arbeit Reza dazu. Er führt uns rund um den Meydan-e Imam Platz. Für ihn der schönste Platz der Welt, und in der Tat ist der riesige Platz ein besonderer Ort. Am Abend zeigt er uns die wunderschöne Pol-e Khadjou Brücke. Hier spielt sich ein ganz besonderes Spektakel ab. Stimmgewaltige Sänger duellieren sich unter dem Brückenbogen, wo ein besonderer Klang erzeugt wird und im gelblichen Licht eine tolle Stimmung herrscht. Die Zuhörer werden mitgerissen und stimmen bei den persischen Volksliedern immer wieder mit ein. Für uns ein einzigartiges Erlebnis. An unserem zweiten Tag in Isfahan besuchen wir den Basar. Am Abend steigen wir mit Reza auf den Soffeh Mountain, das Glitzermeer der Metropole unter uns. Nach der dritten Nacht verabschieden wir uns schweren Herzens von Reza. Durch ihn konnten wir Isfahan intensiv kennenlernen.