Egal in welche Himmelsrichtung man in Jordanien auch schauen mag, überall herrschen Krieg oder Konflikte. Nicht so in Jordanien, das sich durch politisches Geschick seine Stabilität bewahrt und seit jeher von den Krisenherden in den Nachbarländern verschont bleibt.
Bis die ersten Sonnenstrahlen den Tag in Amman, der Hauptstadt, einleiten, warten wir am Flughafen. Wir wollen nicht für eine halbe Nacht im Hotel eine ganze bezahlen. Den verpassten Schlaf müssen wir trotzdem nachholen, bis uns der Ruf des Muezzin wieder aufwachen lässt. In Amman fühlen wir uns wohl, die fremde Kultur, die quirligen Märkte, das leckere Essen, eine angenehme Atmosphäre.
Als Erstes reisen wir in den Norden, wo man gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln vorankommt. Zunächst fahren wir zu den Ruinen von Jerash, eine uralte Stätte der Römer, dann weiter nach Irbid, die zweitgrößte Stadt des Landes. Hier übernachten wir bei einem sehr netten Gastgeber. Wieder mit dem Bus fahren wir noch ein Stückchen weiter in den Norden. In Umm Quais, auch noch aus Römerzeiten stammend, treffen sich die Länder Israel, Jordanien und Syrien. Wir blicken auf den See von Genezareth hinab und sind nur durch das Jordantal von den Golanhöhen getrennt.
Zurück in Amman leihen wir uns für 4 Tage ein Auto aus um auch zu den entlegensten Orten im Westen des Landes zu gelangen. Erste Station ist der Mount Nebo, hier sah Moses laut Bibel das gelobte Land und starb. Wir sehen auch das gelobte Land Palästina und sterben nicht. In vielen Serpentinen geht es hinab, hinab bis zum tiefsten Punkt der Erde (des Festlandes), auf -428m NN, das Tote Meer. Um baden gehen zu können müssen wir leider für eine Nacht in ein teures Luxusresort einchecken. Es ist heiß, sehr heiß und der Sprung in den brühwarmen See bringt auch keine Erfrischung. Das Baden im Wasser mit 33% Salzgehalt ist trotzdem ein einzigartiges Erlebnis – untergehen unmöglich. Am Ufer können wir unserem Körper eine kostenlose natürliche Totes Meer-Schlammkur gönnen.
Ein spektakuläres Canyoning Abenteuer bietet die Wadi Mujib Schlucht, eine schmale, tief eingeschnittene Schlucht direkt am Toten Meer. Hier kämpft man schwimmend oder an einem Seil ziehend gegen die Strömung an. Zurück lässt man sich einfach treiben. Für Schwangere viel zu gefährlich, weshalb Elena leider nicht mitkommen darf.
Wir folgen mit unserem Mietauto dem Dead Sea Highway gen Süden. Viele wunderschöne Landschaftsszenerien später, erreichen wir bei Einbruch der Dunkelheit das Dana Village am Rande des gleichnamigen Biosphärenreservats. Dieses erkunden wir am darauffolgenden Tag zu Fuß mit fantastischen Ausblicken auf die einzigartigen Felsformationen.
Jetzt folgen wir dem Kings Highway Richtung Norden. In Kerak besichtigen wir die gut erhaltenen Ruinen der Burg der Kreuzfahrer des Königreiches Jerusalem aus dem 12. Jahrhundert, die über der Stadt thront. Wir machen dann spontan einen Abstecher zur Wadi Bin Hammad Schlucht, die uns von einem Einheimischen empfohlen wurde. Diese ist zwar nicht ganz so spektakulär wie Wadi Mujib, aber dafür ist sie auch für Schwangere begehbar. Entspannt waten wir durch das kühle Nass der schönen Schlucht. Am Abend geben wir unser Mietauto in Amman zurück.
Bereits am nächsten Morgen fahren wir mit dem Fernbus in den Süden nach Aqaba, eine Küstenstadt am Roten Meer. Ägypten, Israel und Saudi Arabien sind von hier zu sehen. Die Stadt ist keine Schönheit, anders die Korallenriffe, die zum Schnorcheln einladen.
Nicht weit vom Roten Meer entfernt, erstreckt sich die Wüste Wadi Rum, unser Highlight auf dieser Reise. Auf der Ladefläche eines Jeeps erkunden wir diese einzigartige Wüstenlandschaft. Zerklüftete Granit- und Sandsteinberge von bis zu 1700 Metern ragen steil aus offenen Tälern empor; enge Schluchten zeugen mit antiken Felsschriften von längst vergangenen Zeiten. Auf einem Felsen sehen wir die Sonne am Horizont verschwinden. Die Nacht verbringen wir in einem Beduinencamp. Auch das Essen wird auf Beduinenart zubereitet. Die Kartoffeln und das Fleisch mit Gemüse werden auf einem Metallgestell im Sandboden gegart. Während wir das Essen genießen thront über uns das Himmelszelt mit voller Sternenpracht. Bei einem nächtlichen Spaziergang kommen wir in den Genuss absoluter Stille, wie man es heutzutage nur selten erleben kann.
Mit dem Bus erreichen wir die letzte Station unserer Reise – die berühmte Felsenstadt Petra. Es ist die ehemalige Hauptstadt der Nabatäer. Wann genau die Stadt erbaut wurde ist nicht bekannt, die Blütezeit war jedoch vor und nach Christi Geburt als Handelszentrum, das das alte Mesopotamien mit Ägypten verband. Über ein großes Areal erstrecken sich aus Steinfelsen gemeißelte kunstvoll verzierte Fassaden, die oft als Grabstätten dienten. Zwei Tage wandern wir von Bauwerk zu Bauwerk dieser rätselhaften vergangenen Zivilisation und heutiges UNESCO Weltkulturerbe. Wir können uns nicht vorstellen wie die Nabatäer mit einfachsten Werkzeugen diese Monumente errichtet haben.
In Amman, wo die Reise begann, endet sie auch wieder. Jordanien hat uns freundlich empfangen. Wir hatten eine super Zeit und es war definitiv eine Reise wert.